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"Autorengespräch mit Bäuerin" (Detail),2009, Zeitungspapier |
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"Autorengespräch mit Bäuerin",2009, Zeitungspapier |
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"Mach das Fenster zu", 2010, Holz |
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"Schnelle Ruhe", 2005, Aluminium |
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"Mutter 3", 2009, Kalkstein |
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"Gitter", 2005, Eisen |
1965 |
geboren in Greifswald |
1982 |
Lehre zum Holzfacharbeiter mit Abitur |
1987 |
Drechsler in Groß Wokern |
1987-1988 |
Restaurator am Kulturhistorischen Museum Prenzlau |
1988 |
Modellbauer, DEWAG Leipzig |
1988 |
Studium an der Hochschule für Kunst und Design Halle – Burg Giebichenstein |
1990 |
Lehre zum Steinmetz in Demitz-Thumitz |
1992 |
Studium in der Bildhauerklasse / Prof. Bernd Göbel an der Hochschule für Kunst und Design Halle – Burg Giebichenstein |
1998 |
Diplom |
1998-2000 |
Aufbaustudium ebenda |
seit 2000 |
freischaffender Bildhauer |
1993 |
Deutsche Bank Filiale, Halle |
1997 |
Schlossmuseum Bernburg |
1998 |
Galerie Rosenkranz, Chemnitz |
1998 |
Frankesche Stiftungen, Halle |
1999 |
Schlossmuseum Bernburg |
1999 |
Martin-Luther-Universität Halle |
1999 |
RUTH-LEIBNITZ-PREIS der Neuen Sächsischen Galerie Chemnitz |
2000 |
Galerie Movin Art, Berlin |
2000 |
Galerie Ars Nova, Berlin |
2001 |
Künstlerverband Ingolstadt |
2001 |
Versöhnungskirche Leipzig |
2002 |
Galerie Ars Nova, Berlin |
2003 |
Museum für zeitgenössische Kunst Witten |
2004 |
Galerie Meinhold & Reucker, Berlin |
2005 |
Galerie Terra Rossa Leipzig |
2006 |
„KINDER IM WEG“, Kreuzung Goerdelerring, Leipzig |
2009 |
Kunstmesse "Berliner Liste" (mit Galerie Kontrapost) |
2010 |
Motorbrain, Galerie Kontrapost |
"Medaille Richard Robert Rive", Staatliche Galerie Moritzburg, Halle
"Schaf I", Museum Schloss Bernburg
Münze "300 Jahre Frankesche Stiftungen", Frankesche Stiftungen, Halle
Büste "Elisabeth", Neue Sächsische Galerie Chemnitz
"Kampfhunde", Museum Burg Ehrenbreitstein, Koblenz
1996 |
„SANDSTEINFIGUR“, Englischer Garten, Lichtenstein |
1996 |
„BODENRELIEF“, Marktplatz Oranienbaum |
1998 |
Platzgestaltung, Roitzsch / Bitterfeld |
1999 |
Figurengruppe „DER VERLORENE SOHN“, Am Alten Hafen, Waren / Müritz |
1999 |
Holzrelief „DER BARMHERZIGE SAMARITER“, Waren / Müritz |
1999 |
Türklinke „NASHORN“, Hauptportal Berufsförderungswerk, Halle |
1999 |
Platzgestaltung „OBJEKT GETRIEBE“, Leipzig |
1999 |
„TANZENDER DAVID“, Gemeindezentrum Duisburg |
2000 |
„RABBI“, Bibliothek, Waren / Müritz |
2001 |
„MÄDCHEN IM WIND“, Schloss Neuenhof, Lüdenscheid |
2001 |
Platzgestaltung Alter Markt, Waren / Müritz |
2002 |
Symposium, „SCHWIMMER“, Leipzig-Grünau |
2002 |
Schulhofgestaltung Max-Klinger-Gymnasium, Leipzig |
2003 |
„MITRA“, Symposium, Rathausplatz Sangerhausen |
2004 |
„ZWEI STEHENDE SEITEN“, Symposium, Schlosspark Neuenhof, Lüdenscheid |
2004 |
Symposium, Gutspark Battinsthal |
2005 |
Symposium, Stadtpark Großenhain |
2005 |
„ABSAUGANLAGE“, Symposium, Burg Ehrenbreitstein, Koblenz |
2006 |
„ZWÖLF TIERE“, Hauptportal Neues Finanzamt, Meißen |
2006 |
„DIE GROSSE FLUCHT“, Internationales Bildhauersymposium Moritzburg |
2007 |
"GITTERGEWÄCHSE", Göllheim "LEVELSTEPS", Litomerice / Tschechien "ÜBERWACHUNGSAPPARAT", Zörbigker Hafen, Leipzig |
2008 |
"BRUCHKOPFSPRUNG", Symposium, Stadtraum Pegau "ORGAN", Galerie Kleine Freiheit, Zörbigker Hafen, Leipzig |
Auch wenn es auf der Einladungskarte zum ersten Mal nicht ersichtlich wird: es geht um Skulptur! Alles andere wäre unvorstellbar bei dem Namen Voigtländer, der doch für dreidimensionale figurative Kunst bürgt, die sich vor allem im öffentlichen Raum einmischt, die irritiert, verstört oder den gewohnten Trott durcheinander bringt.
Da steht mitten auf einer Kreuzung in Chemnitz, zwischen vorbeirasenden Autos, ein rotes Sofa aus Holz, mit Blümchenmuster bemalt, im alten Stil geschwungen – und nicht von IKEA.
Im Stadtpark Großenhain ragen mannshohe Periskope aus der grünen Wiese empor und erzeugen – wie auch der „Überwachungsapparat“ am Cospudener See – beklemmende
Gefühle an einem Ort, an dem doch Entspannung und ungetrübtes Nichtstun angesagt sind. Merkwürdig auch „Zwölf Tiere“, eine Hammelherde aus langgezogenen, sich streckenden Schafen und Böcken, die es sehr eilig haben auf ihrem Weg ins Finanzamt Meißen.
In Leipzig lässt Stephan Voigtländer Kinder, fröhlich in ihr Spiel vertieft, über den Goerdelerring laufen, verdammt nah an der Bordsteinkante entlang: eine äußerst verschreckende Installation, die in abgewandelter Form und als Gemeinschaftsprojekt mit drei Malern beinahe eine Chance hatte, zumindest für fünf Jahre auf der wohl verkehrsintensivsten Kreuzung Leipzigs die Wertigkeit von Lebensraum, von Mobilität und vor allem die Wertigkeit der jüngsten und im Straßenverkehr am wenigsten geschützten Teilnehmer zu hinterfragen.
Überhaupt: den Wert des Lebens hinterfragen. Und: wer ist lebenswert? Die monumentale „Absauganlage“ in Koblenz mit ihren gewaltigen Saugrohren, die jeden Moment hilflose Embryonen zu verschlingen drohen, als drastische Äußerung des Künstlers zur allgemein tolerierten Nichtwertschätzung ungeborenen Lebens. Ein Frauenfeind, wer dagegen ist …
Oder die Werke „Gitter“, „Kasten“ und „Steckplatz 12“: Sinnbilder für die Abhängigkeit des jungen Lebens von Technologie und vermeintlichem Fortschritt. Zweifel kommen auf am allgemeinen Glauben an die Allmacht der Medizin. Drillinge mit leerem Namensschild saugen das Leben aus einem herzähnlichen Gebilde, verbunden mit einer undefinierbaren Organmasse. Die dürre Mutter, gespalten und durch ihre viel zu kleinen Arme nicht handlungsfähig, steht auf High Heels und mit zugestopftem Mund daneben. Trotz gewisser Ähnlichkeiten mit der Roten Königin aus „Alice im Wunderland“: das ist nicht populär, auch nicht schön – und weit entfernt von den lieblichen Madonna-mit-Kind-Figuren der Gotik.
Aber um den schönen Schein, um Idealisierung ging es Stephan Voigtländer noch nie. Immer nah dran an den Problemen der Zeit legt er den Finger in die Wunde, formt kritische Gedanken zu dreidimensionalen Gebilden, die in ihrer Erscheinung – immer unverkennbar – eine eigene Position in der Kunstwelt besetzen.
Den Rat seines Lehrers befolgend schwimmt er auf keiner Modewelle, sondern entwickelt eine eigene Haltung, eine eigene Handschrift, in einem langen Prozess und von Grund auf herausgebildet: 1965 in Greifswald geboren, lernt Stephan Voigtländer zunächst den Beruf des Holzfacharbeiters mit Abitur, arbeitet als Drechsler, dann als Restaurator am Kulturhistorischen Museum in Prenzlau. Er wird Modellbauer bei der DEWAG Leipzig, beginnt ein Design-Studium an der Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle Burg Giebichenstein, lernt Steinmetz und studiert schließlich ab 1992 Bildhauerei – wieder an der Burg Giebichenstein, nun jedoch Hochschule für Kunst und Design, bei Prof. Bernd Göbel, von 1998 - 2000 als dessen Meisterschüler. Seit 2007 hat Stephan Voigtländer neben seiner eigenen künstlerischen Tätigkeit einen Lehrauftrag an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig.
Er arbeitet im kleinen wie im großen Format, gestaltet Medaillen und öffentliche Plätze, gewinnt dabei Wettbewerbe und wird von Museen angekauft. Er erhält ein Stipendium der Gesellschaft für Medaillenkunst in Den Haag und wird 1999 mit dem Ruth-Leibnitz-Preis der Neuen Sächsischen Galerie Chemnitz ausgezeichnet.
Stephan Voigtländer beherrscht Holz und Stein – nimmt also weg, um etwas zu schaffen, gießt manches in Aluminium oder Bronze, setzt vollkommen auf das Plastische und verzichtet somit auf Farbe.
Seit letztem Jahr greift er auch zum Zeitungspapier: sucht Artikel bewusst nach Inhalten aus, schreckt hierbei vor Farbe nicht zurück und modelliert die Figurengruppe „Autorengespräch mit Bäuerin“ als Reaktion auf die sich unverschämt aufdrängenden und wichtig machenden Talk-Shows im Fernsehen: Polittalk. Promitalk. Hausfrauentalk. Es geht nur nicht um uns selbst.
Ebenso sein neustes Werk „Mach das Fenster zu“ als Kritik an den allgegenwärtigen Medien mit ihrem übermächtigen Einfluss auf öffentliches wie persönliches Denken und Fühlen, auf Gesundheitsbewusstsein und Modegeschmack, sogar auf das Abendessen, bei dem es dann nur noch Tiefkühlpizza gibt, damit man den ganzen Quatsch nicht verpasst: Großklappen mit Krawatten verziert, in Sprechblasen redend, auf Plüschsofas beim Wortwechsel – oder Wortgefecht? Wortgewalt?
Das Studio voller Wortfetzen wortgewandter Wortverdreher.
Wer wird Wortführer?
Es geht um das größte Mundwerk. Und wer mundfaul ist, verdirbt die Quoten.
Was für eine Zeit! Lebenszeit! Und keine Zeit zum Leben! Dafür Beschleunigung! Unaufhaltsam rückt sie vor, die Masse ohne Substanz und Inhalt, quillt aus allen Löchern, ersetzt Gliedmaßen und Gehirn.
„Motorbrain“ als Titel der Ausstellung. Aber was hat das alles mit Christa Wolf zu tun?
Vielleicht hilft ein Brainstorming …
Susanne Ulbrich
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