![]() |
![]() |
"Haia", 2009, Polystyrol, Acryl | "Herzschmerz", 2001, Polystyrol, Acryl |
![]() |
![]() |
"Alter Mischa", 2008, Polystyrol, Acryl | "Cupido", 2008, Polystyrol, Acryl |
1966 |
geboren in Mainz |
1976 |
Umzug nach München |
1985 |
Bildhauer-Praktikum / Architektur-Praktikum in München |
1986 |
Studium der Malerei und Grafik an der Blocherer Schule, München |
1987 |
Studium an der Akademie für das Grafische Gewerbe, München; Stipendium des Freistaats Bayern |
1990 |
Abschlussdiplom in Grafik-Design |
1992 |
freischaffender Künstler (Mitglied im BBK) |
1986 |
erste Einzelausstellung in Aichach |
1987 |
Gruppenausstellung "nostromo", Tanzweltstudios, München |
seit 1987 |
Autor und Comic-Zeichner unter Pseudonym, u.a. für den Ehapa-Verlag |
1989 |
Gruppenausstellung "nostromo", Galerie Blue Box, München |
1990 |
Multimedia-Shows für die Reger-Studios, München erste künstlerische Auftragsarbeit für die Eingangshalle der Computer 2000 GmbH, Eching |
1991 |
Einzelausstellung, Galerie Aurora, München |
1992 |
Einzelausstellung, Plaza Galerie, München |
1993 |
Kinder- und Jugendbuchillustrationen für den Bastei-, Lentz- und Ullstein-Verlag |
1994 |
Installation KRAFTFELD, BKH Günzburg Gruppenausstellung, Art Frankfurt |
1995 |
KRAFTFELD, Rathausfleetz Augsburg Installation LICHTERLABYRINTH mit dem Musiker Ricardo Volkert, Augsburger Marktplatz |
1996 |
Kunstaktion LEBENSBAUM im Auftrag des ZDF, Mainz KRAFTFELD, Bremer Dom Kunstaktion HELFENDE HÄNDE im Auftrag der Kaufhof AG im Rahmen des Mainzer Kulturfestivals |
1997 |
KRAFTFELD, St. Lukas-Kirche, München KRAFTFELD, Bayerischer Landtag KRAFTFELD, St. Lorentz-Kirche, Nürnberg Einzelausstellung, Galerie Kunstraum, München |
1998 |
Kunstaktion LICHTBILDER im Auftrag des ZDF, Mainz Lichtmalerei-Performance mit Musiker Ricardo Volkert beim Messe-Opening München im Auftrag der Reger-Studios |
1999 |
Lichtmalerei-Performances, Rotes Rathaus und Linden-Corso, Berlin |
2000 |
Einzelausstellung, Hofgalerie Friedrichstraße, Berlin |
2001 |
Einzelausstellung, Galerie am Dom-Capitol, Berlin Teilnahme an der Kunstmeile Schönhauser Allee, Berlin Lichtmalerei-Performance mit dem Cellisten Sonny Thet im Auftrag der TU Berlin, Potsdamer-Platz-Arcaden |
2002 |
Teilnahme als Bildhauer am Symposium Schloss Schilbach KRAFTFELD, Atrium Friedrichstraße, Berlin |
2003 |
künstlerische Leitung des Symposiums Schloss Schilbach KRAFTFELD, St. Markus-Kirche, Kassel |
2004 |
Preisträger der Zentgraf-Stiftung, Andechs (Bildhauersymposium im Kloster Andechs) |
2005 |
Einzelausstellung, Stadtforum der Stadt Günzburg Gruppenausstellung, Kloster Irsee, Kaufbeuren Gruppenausstellung, BBK-Kulturforum ABRAXAS, Augsburg Lichtmalerei-Performance mit dem Pianisten und Komponisten Holger Jung beim Tollhub-Festival, Penzberg |
2006 |
Gruppenausstellung, Stadthalle Senden BBK-Jahresausstellung, Toskanische Säulenhalle, Augsburg Entstehung der Plastik "Birdy" (Präsentation und öffentliche Dauerausstellung '07 im Golfclub "Gut Rieden", Starnberg |
2007 |
BBK-Jahresausstellung, Galerie der Künstler, München Einzelausstellung mit Performance FARANDOLE im Rahmen der d12, Station 15, Kassel |
2008 |
Berlinale-Filmplakat für den Dokfilm "Auge in Auge" |
2009 |
Einzelausstellung Galerie Kaysser, München |
"AUS DEM LOT"
„Aus dem Lot“. Mit drei Worten ist das plastische Werk Marc Dietels auf den Punkt gebracht – und in unmittelbaren Bezug zur aktuellen Situation, die uns als Schlagwort „Finanzkrise“ täglich aufs Brot geschmiert wird.
„Lot“ bedeutet im Mittelhochdeutschen „Blei“ und bezeichnet ein Metallstück zur Ermittlung der senkrechten Stellung von Bauwerksteilen.
Die Plastiken Marc Dietels sind aus der Senkrechten gerückt, von bleischwerem Inhalt – bei aller Leichtigkeit des Materials.
Fast ausschließlich für diese Ausstellung gemacht – also vollkommen „up to date“ und verdammt nah dran am Nerv der Zeit.
Das Erste ist die Linie. Eine Linie. Mit einem Punkt als Anfang und Ende. Von sicherer Hand des Künstlers (auch) über verschlungene Wege – aber ohne Zwischenstopp – geführt, formt sie einen Gedanken und hält ihn zunächst in der Ebene fest, um ihn dann in die Dreidimensionalität zu transportieren. Die Eroberung des Raums durch Materialisierung einer künstlerischen Idee: Bildhauerei.
Marc Dietel macht sich ein Bild vom Menschen, schneidet es in Polystyrol, „kaschiert“ in einem speziell entwickelten Verfahren die Oberfläche, stellt es in den Raum und löst spontane Irritation beim Betrachter aus: Die Figuren – weit entfernt vom klassischen Kontrapost.
Aus dem Lot geraten. Nicht (mehr) im Gleichgewicht. Geneigt, gebeugt, gekrümmt, gebückt, nahe dem Sturz oder gerade dabei. Auf den Kopf gestellt – verrückt. Manche hängen an der Wand oder an der Decke und schweben – scheinbar schwerelos – im Raum: „Ophelia“, die im Fluss ertrinkende Geliebte Hamlets, „Makoi“, das dahin treibende Wesen ohne Orientierung, Zierfisch ohne eigene Identität.
Es sind keine Protagonisten der Geschichte, auch keine Helden der Gegenwart. Das Sujet bilden seelische Zustände des Menschen, die sich über die Körperhaltung zu erkennen geben: über haltlose Körper und unsicheren Stand.
Dabei stehen die Plastiken Marc Dietels vollkommen sicher – ein Phänomen, das dem Betrachter Rätsel aufgibt:
Der weit nach hinten überspannte „Cupido“, durch einen Schuss ins Herz soeben daran gehindert, mit seinem startbereiten Pfeil Liebe zu entfachen.
Die katastrophale Vorstellung eines Sturzes: Der gefallene Engel („Alter Mischa“), mit dem Kopf – und ohne Abfederung durch die Arme – auf den Boden gestoßen, während die Beine noch in der Luft rudern.
Der Gekrümmte mit dem Kopf unter den Armen („Gib ihm“) – zum Schutz vor imaginären Schlägen höchster Brutalität.
Das rothaarige, schwankende „Mädchen“, dessen Hände in hilfloser Abwehrgeste das Gesicht – wenigstens das Gesicht – zu verbergen versuchen.
Das farbige Kind mit dem Grünfinkenkopf („Spätzchen“), das beim Blick in den Himmel von seinem mickrigen Stuhlgerüst zu rutschen droht.
Ins Wanken geratene Gestalten, denen der Boden unter den Füßen entzogen wird. Schutzlos ausgeliefert. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die nackte Haut, die sie großflächig zeigen. Die Haut als Hülle des Menschen. Zur Abgrenzung von Innen und Außen. Ausgestattet mit allerlei lebenswichtigen Funktionen und äußerst sensibel. Als größtes Sinnesorgan fähig, Schmerz wahrzunehmen …
Die Plastiken Marc Dietels gehen unter die Haut und an die Nieren. Sie werfen den Betrachter selbst aus der Bahn. Sie konfrontieren ihn mit real existierenden menschlichen Befindlichkeiten, die in unserer Leistungs- und Spaßgesellschaft nicht gefragt sind und permanent ignoriert werden: Verletzbarkeit, Unterlegenheit, Einsamkeit, Verlassenheit – oder: „Herzschmerz“.
Bleibt die Hoffnung auf Sensibilisierung der Betrachter durch die unmittelbare und ergreifende Wirkung dieser Werke.
Ansonsten: einen Vogel schnappen, abheben – „und weg“ …
Susanne Ulbrich
Aktuelle Ausstellung: